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Gedicht: März - Gertrud Goes (1878-1915)

13.03.2022

ganztägig

Der Winter grollt: „Noch bin ich Herr im Lande!
Wie darf dies ekle Grün mein weißes Kleid beflecken?
Die Wolken peitsche, Nord! dass sie mit Schnee bedecken
Die Schmach auf meinem fürstlichen Gewande!
Ich weiche nicht dem Lenz, dem jungen Kinde!“
Unruhvoll heulen die Winde.

Die Bäume raunen: „Ist der Winter trunken?
Schaut doch, er wankt zum See!“ Der Westwind voller Tücke,
Der schmeichelt: „Herr, wie kunstvoll fügtest du die Brücke
Aus festem Eis!“ – Da ist er schon versunken,
Den Winter hat der dunkle See begraben! –
Irgendwo krächzen die Raben.

Die Wolken eilen hastig hin und wider.
„Was ist?“ – „Der König ist tot!“ „Heil König Lenz, dem jungen!“
Die tollen Winde jauchzen mit gewalt’gen Zungen,
Die Amsel flötet neue Krönungslieder.
Still, still! Wer trat da eben mit so lindem Schritte
Heimlich in unsre Mitte? – Lenz!

 
Redaktion - 67161 Gönnheim