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Gedicht: An die Nachtigall (Karoline Rudolphi, 1754-1811)

29.05.2021

ganztägig

 
An die Nachtigall

Am ersten May, 1779.

Ja, ja, da ist sie wieder,
Die Meisterin der Lieder;
Im Apfelbaume wirbelt schon
Der kleinen Kehle Silberton.
 
Willkommen, süße Kleine,
In unsre Blüthenhaine;
Sey tausendmal willkommen hier;
Die holde Freude kommt mit dir.
 
O laß dich bey uns nieder,
Komm, gönn' uns deine Lieder,
Mit all der süßen Zauberey,
Komm, bau dein Hüttchen ohne Scheu.
 
Du sollst hier sicher wohnen,
Wir wollen treu dich schonen,
Und deine lieben Kinder auch,
Das Schonen ist so unser Brauch;
 
Denn wir sind nicht Despoten,
Nicht mürrische Zeloten,
Du sollst dich deines Frühlings freun,
Und uns nur desto lieber seyn.
 
Sollst sehn, wie wir dich ehren,
Sollst, Vögelchen, uns lehren,
Uns unsers Lebens auch erfreun,
Und sorgenlos, wie du, zu seyn.
 
Woll'n dich nicht rezensiren,
Woll'n lieber dich studieren,
Und nicht verdrehn der Lieder Sinn,
Du liebe kleine Meisterin.
 
Auch soll's dir niemals mangeln,
Sollst nicht nach Würmchen angeln,
Sollst Herrin der Ameisen seyn,
In diesem ganzen Blüthenhain.
 
Komm, laß dich bey uns nieder,
Du Meisterin der Lieder.
Wo sich dein Stimmchen hören ließ,
Da fand ich stets ein Paradies.

 
Redaktion - 67161 Gönnheim