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Gedicht: Ostern (Ernst Preczang, 1870-1949)

05.04.2021

ganztägig

Ostern

Freund, zieh deinen Kittel aus,
Lass den Sonntagsrock uns bürsten,
Und dann gehen wir hinaus,
Wo die jungen Keime dürsten.
Wo begehrlich sie sich recken
Nach des Frühlings erstem Kuss,
Wo es klingt aus allen Hecken:
Kommen wird, was kommen muss!

In den jungen, frischen Düften,
Von dem Werden rings beglückt,
Wollen wir die Brust uns lüften
Und vergessen, was uns drückt.
Von dem Auge fällt die Binde,
Von der Seele Staub und Ruß,
Und die Hoffnung sinkt im Winde:
Kommen wird, was kommen muss!

Ostern! Unterm warmen Strahle
Schmilzt und wandelt sich der Schnee,
Und er fließt verjüngt zu Tale
Durch die Acker in den See.
Tau und Sandkorn, Luft und Samen,
Alles, alles ist im Fluss!
Darum, in der Erde Namen:
Kommen wird, was kommen muss!

Morgensonne auf dem Gipfel!
Schimmer, leuchtend, goldenrot!
Sieh, der Sturm geht durch die Wipfel
Und zerbricht, was morsch und tot.
Und er jauchzt in all das Stöhnen:
Auch der Kampf ist ein Genuss!
Und es hallt in frohen Tönen:
Kommen wird, was kommen muss!

Mensch, verstehe diese Weise,
Die dich überall umklingt,
Wo sich dröhnend oder leise
Eine Kraft zum Siege ringt.
Kein Gedanke wird zunichte:
Christus, Galilei, Huß –
Ehern spricht die Weltgeschichte:
Kommen wird, was kommen muss!

 
Redaktion - 67161 Gönnheim